SPREIZFUSS – SCHMERZEN UNTER DEM VORFUSSBALLEN

Ursachen
Beim langsamen, normalen Gehen tritt man mit der Ferse auf, rollt über den Mittelfuß und drückt sich mit dem Vorfußballen und dann den Zehen ab. Die Hauptbelastung wird hierbei von den Mittelfußköpfchen 2 und 3 getragen.
Der Großzehenballen mit dem Großzeh sowie die Kleinzehen übernehmen einen Teil der Belastung. Weicht der Großzehenballen zum Fußinnenrand und zum Fußrücken hin ab und kippt der große Zeh zu den Kleinzehen hinüber, spricht man von einem Hallux valgus. Die kleinen Zehen weichen dem kräftigen Großzeh aus und verbiegen sich zu Hammerzehen. In dieser Situation kommt es zu einer Drucküberlastung unter dem Kleinzehenballen. Zu sehen ist das gut an einer vermehrten Hornhautbildung unter dem Mittelfußköpfchen 2. Dieses Zehengrundgelenk reagiert mit Verschleiß der Gelenkkapsel, es bildet sich durch Entzündung Flüssigkeit im Gelenk und es entstehen Schmerzen. In der weiteren Folge überdehnt die Gelenkkapsel, reißt ein und das Grundgelenk des 2., manchmal auch des 3. Zehen, renken aus. Highheels begünstigen die Überlastung des Vorfußballens. Hammerzehen erhöhen ebenfalls den Druck unter den Mittelfußköpfchen. Ist der erste Mittelfußknochen kürzer als der 2. ist die Überlastung des 2. Mittelfußzehengelenkes vorprogrammiert. Nicht selten kommt es nach einer Hallux valgus-Korrektur zur Verkürzung des ersten Mittelfußknochens. Im Laufe der Jahre entwickelt sich dann eine zusätzliche Überlastung des 2. Mittelfußzehengelenkes.
Die wesentlichen Risikofaktoren für einen schmerzhaften Spreizfuß sind also: Hammerzehen, Highheels, Hallux valgus, Verkürzung des 1. Mittelfußknochens durch Voroperation, anlagebedingte Überlänge der Mittelfußknochen 2 und 3.
Vorfußschmerzen können auch durch ein Mortonneurom – einer Einklemmung und Verdickung des Nerven zwischen den Mittelfußknochen – verursacht sein.

Spreizfuß-Diagnostik
Die Art der Beschwerden weisen darauf hin, ob ein Morton Syndrom oder eine druck- und überlastungsbedingte Problematik vorliegt. Röntgenbilder im Stehen unter Belastung, die Pedographie, eine Ultraschalluntersuchung und auch die Kernspintomographie können notwendig sein, um sich ein genaues Bild vom Umfang der Schädigung zu machen.

Hornhaut

Unter dem Mittelfußköpfchen findet sich kräftige Hornhaut (Clavus) und Druckschmerz.

Beschwerden: Das Morton Neurom verursacht Brennen und Pelzigkeit im 3. oder 4. Zeh, ein Schnappen zwischen den Zehen und den Mittelfußköpfchen. Die Beschwerden werden meist besser, wenn man den engen Schuh auszieht. Die typischen druckbedingten Spreizfußbeschwerden zeigen einen Druckschmerz unter den Mittelfußköpfchen, Hornhaut unter dem Mittelfußköpfchen 2 und 3, Schwellung über den Grundgelenken, begleitende Hammerzehen und einen Hallux valgus. In der dynamischen Pedographie zeigt sich eine Drucküberlastung unter dem 2. Mittelfußköpfchen mit häufigen Werten über 800 kPA. Das Röntgenbild zeigt eine Überlänge der Mittelfußknochen 2 und häufig auch 3. Im Ultraschall läßt sich ein Erguss im Metatarsophalangeal-Gelenk zeigen. Ein Morton Neurom – also eine Nervenverdickung mit einem umgebenden Schleimbeutel – stellt sich häufig zwischen Mittelfußknochen 3 und 4 dar. Im Kernspin (MRT) Magnet Resonanz Tomographie zeigen sich ein Erguss im Gelenk, Riss der plantaren Platte, ein großes Morton Neurom und Überlastungsreaktionen des Knochens, entweder als osteochondraler Schaden im Gelenk (Erweichung des Knorpels und des Gelenkknochens) oder Ermüdungsfrakturen (Überlastungsreaktionen des Knochens mit vermehrter Wassereinlagerung in den Knochen).

Spreizfuß-Therapie: Nichtoperativ – konservativ
Beim überlastungsbedingten Spreizfuß muss eine Entlastung des Mittelfußköpfchens erzielt werden. Dies wird durch druckumverteilende Einlagen erzielt. Diese wirken aber am besten in Schuhen, die genügend Platz für eine Einlage bieten und eine steife Sohle haben, die eine Überbrückung der überlasteten Region erzielt: alle biegsamen Sohlen und Schuhe mit erhöhtem Absatz erhöhen den Druck unter den Mittelfußköpfchen. Kleine Pelotten aus Silikon können bei geringeren Beschwerden im Schuh mit hohem Absatz helfen. Gönnen Sie dem Fuß eine Belastungspause im Turnschuh. Machen sie Kräftigungsübungen für den Fuß. Die Spiraldynamik bietet gute Konzepte für eine Kräftigung und Lastumverteilung im Fuß. Einlagen helfen bei Spreizfußbeschwerden, nicht aber bei reinen Ballenbeschwerden beim Hallux valgus. Schmetterlingseinlagen mit Weichbettung der überlasteten Region helfen bei den druckbedingten Beschwerden, führen aber zur Verstärkung des „Durchbrechens des Quergewölbes”, die Schmetterlingsrolle führt zur Verstärkung der Umkehr des theoretisch gewünschten Quergewölbes. Injektionen mit Lokalanästhetikum und Kortison können günstigen Einfluss auf die Rückbildung der Morton bedingten Beschwerden haben. Die typischen Spreizfußbeschwerden werden, wenn überhaupt nur kurzfristig beeinflusst. Die Fettgewebsatrophie, die hierdurch hervorgerufen werden kann, ist unerwünscht. Versuche mit Silikon und Hyaluronsäure zur Aufpolsterung von Gewebe unter den Mittelfußköpfchen sind, wenn überhaupt nur von kurzfristigem Erfolg und können leider auch entzündliche Folgen haben, die dann die Situation der polsternden Weichteile verschlechtert.

Spreizfuß-Therapie: operativ
Sind die Spreizfußbeschwerden durch die konservativen Maßnahmen nicht zu beheben, kann eine Operation die Beschwerden verbessern oder auch beheben. Ziel der Operation ist es, zu einer verbesserten Druckverteilung unter dem Fuß zu kommen bei gleichzeitig guter Funktion der Zehen. Hierzu gehören die Korrektur des Hallux valgus, um eine Lastaufnahme des 1. Strahles also des Großzehenballens und des Großzehen zu erzielen. Die Hammerzehen sollten gestreckt werden, damit nicht zusätzliche Kräfte auf das Mittelfußköpfchen einwirken. Die Mittelfußknochen sollten bei relativer Überlänge verkürzt werden und bei der Anordnung im dreidimensionalen Raum unter Belastung auf gleicher Höhe wie die Sesambeine des 1. Strahls liegen. Die Sesambeine sind 2 kleine Knochen, die in der Sehne des kurzen Großzehenbeugers unter dem Mittelfußköpfchen 1 liegen. Die lang bekannte Helalosteotomie führt zur Verkürzung der Mittelfußknochen und zu einer nicht dosierbaren Anhebung der Köpfchen, was zu einer Überdosierung der Korrektur und zu schmerzhaften Pseudoarthrosen (Falschgelenkbildung) führen kann. Die Weilosteotomie verkürzt und lässt das Köpfchen nicht hochsteigen. Narbenbildung in den Gelenken kann zu einem Hochstehen der Zehen mit fehlendem Bodenkontakt führen. In Verbindung mit der Naht der plantaren Platte ist die Weilosteotomie die beste Möglichkeit die Fehlstellung der luxierten Zehengrundgelenke zu beseitigen.

Vorfuss Rekonstruktion

Vorfuß-Rekonstruktion mit plantarer Plattennaht, Weilosteotomien 2, 3 PIP-Arthrodese Z 2 , percutane Osteotomie Z 4 und M 4 M 5 , Metatarsale 1 und Großzehenosteotomie

Die percutane verkürzende Osteotomie ist eine minimalinvasive Form der Knochendurchtrennung. Eine Stabilisierung durch Schrauben findet nicht statt und wird durch Tapezügelung der Zehen ersetzt. Der Vorteil dieser Methode ist die geringe Narbenbildung bei gutem ästhetischem Bild. Nachteil ist die schlechtere Dosierbarkeit der Verkürzung im Vergleich zur Weilosteotomie, die Schwellung des Vorfußes und gewisse Schmerzen bei Belastung für 6 – 12 Wochen wegen der gewissen Instabilität mit überschießender Knochenneubildung (Callus).

Die Hammerzehen können häufig minimalinvasiv durch percutane Verkürzungsosteotomie und Sehnenverlängerungen korrigiert werden.

Percutane Osteotomien

MIS minimal invasive percutane Osteotomien Metatarsale 2 3 4 bei Spreizfuß

Die Nachbehandlung erfordert einen steifsohligen Verbandsschuh für 6 Wochen mit dem sofort nach der Operation belastet werden kann. Krankengymnastik ist für 8 – 16 Wochen vorteilhaft. 6 Monate können bis zur weitgehenden Rückgewinnung des vollen Aktivitätsniveaus benötigt werden.

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