Berlin (ots) – Die Diskussion um fehlerhafte Implantate, zu viele künstliche Gelenke in Deutschland und mangelnde Aufsicht verunsichert Patienten. Prof. Dr. Joachim Grifka, Autor des Patientenratgebers "Die große Gelenkschule" und Direktor der Orthopädischen Uni-Klinik Regensburg/ Bad Abbach rät zur Besonnenheit. Die Verantwortung liegt bei Ärzten, Krankenhäusern, Krankenkassen und Implantatherstellern.
Künstliche Gelenke werden als erfolgreichste Entwicklung in der orthopädischen Chirurgie des 20. Jahrhunderts angesehen. Die im europäischen Vergleich hohe Anzahl von künstlichen Hüftgelenken in Deutschland steht zur Diskussion. Die Indikation zur Endoprothetik soll sorgfältig abgewogen werden: "Den Patienten werden oft keine Alternativen aufgezeigt und vorschnell Hüftgelenke eingesetzt". Grifka rät zunächst zu einem konservativen Vorgehen und Gelenkerhalt bei geringer oder mäßiger Arthrose. Bei der operativen Versorgung führt er in 20% der Fälle gelenkerhaltende Verfahren durch.
Endoprothesen werden ausführlich materialtechnisch und biomechanisch geprüft. Darüber hinaus muss die Implantation im besonderen Maße individuelle anatomische Gegebenheiten und funktionelle Gesichtspunkte berücksichtigen. Dazu bedarf es besonderen Know-Hows und entsprechender Erfahrung des Operateurs. Moderne Operationstechniken mit kleinen Schnitten schonen die Muskulatur und ermöglichen eine schnelle Rehabilitation. Aber individuelle knöcherne Verhältnisse, veränderte Belastungssituation des Implantates und übersteigerte Aktivitäten des Patienten können zu ungünstigen Verläufen führen. Ein Endoprothesenregister, wie dieses von der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie unter Leitung von Prof. Dr. Joachim Hassenpflug u. a. mit Unterstützung von AOK und Ersatzkassen eingeführt wird, erlaubt eine frühzeitige Analyse von Auffälligkeiten und Problemen. "Mit Hilfe eines Endoprothesenregisters läßt sich die Rate an vermeidbaren Wechseloperationen deutlich senken" so Hassenpflug.
Bei Problemen mit künstlichen Gelenken muss oft der Patient selbst klären, ob es spezifische Ursachen gibt. Eine völlig ungewöhnliche, patientenfreundliche Vorgehensweise hat die Firma DePuy gewählt. Bei Kontrollen eines speziellen Prothesentyps, der in ähnlicher Ausführung auch von anderen Implantatfirmen vertrieben wird, haben sich bei 12 % der Patienten nach 5 Jahren Auffälligkeiten gefunden. Diese Rate ist etwa doppelt so hoch wie bei herkömmlichen Hüftprothesen. Darauf hin hat DePuy eine weltweite Nachkontrolle veranlasst und allen Betroffenen eine Kostenübernahme zugesagt – völlig unabhängig von zugrunde liegenden Ursachen. Damit übernimmt DePuy eine Verantwortung, die weit über das Implantat hinausgeht.
Der Unsicherheit der Patienten, die zur Nachuntersuchung gebeten werden, darf man entgegnen, dass 88 % auch nach 5 Jahren ohne Probleme sind und alle Patienten die Sicherheit haben, unter einer besonderen Kontrolle zu sein.
Um höchste Qualität sicherzustellen, fordern Grifka und Hassenpflug generell eine Nachkontrolle und kritische Auswertung der Daten.
Pressemeldung:
Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie e. V. (DGOOC)