„Schönheit muss leiden“ sagt der Volksmund – doch gerade bei der Gesundheit sollte man sich nicht auf solche „Binsenweisheiten“ stützen. Schmerzhafte Fußfehlstellungen, wie der Hallux valgus oder auch der Schneiderballen (Kleinzehenballen, Taylor´s bunion, Bunionette oder Digitus quintus varus), sind vor allem ein Frauenproblem. Die Ursachen sind vielfältig und nicht nur, wie oft behauptet bei zu engen, zu spitzen, zu hohen oder einfach zu unbequemen Schuhen zu suchen.
Was Sie zum Thema Schneiderballen wissen sollten, erfahren Sie von Frau Dr. med. Imke Fröhlich, Leiterin des renommierten Zentrums Fuß und Sprunggelenk München im Orthopädie Zentrum Arabellapark München (OZA). Gemeinsam mit ihrem Team – das aus einer weiteren spezialisierten Fachärztin und einem TOP-Focus-Mediziner für Orthopädische Chirurgie an Fuß und Sprunggelenk besteht – widmet sie sich Krankheiten und Verletzungen an den unteren Extremitäten und betreut ihre Patienten umfassend – von der Indikation über die Operation bis zur Ausheilung.
Der Schneiderballen – was ist das eigentlich?
Der Begriff stammt aus dem 19. Jahrhundert und war als schmerzhafte Zehenfehlstellung bekannt. Jedoch rührte sie zu dieser Zeit nicht nur von zu spitzen Schuhen, sondern von der Sitzposition der Schneider, die damals immer in einer speziellen Fußposition im „Schneidersitz“ saßen, und dadurch beim überkreuzten Sitzen eine starke mechanische Belastung am Kleinzehenballen hatten. Dieser starke Druck auf das Mittelfußköpfchen der Kleinzehe sorgte für die Verformung der 5. Zehe. Damit war der Name „Schneiderballen“ geboren.
Betroffen ist beim Schneiderballen auch heute der Kleinzehenballen und die kleine Zehe. Der 5. Mittelfußknochen ist in den Fällen mit seinem zehenseitigen Ende verstärkt nach außen abgespreizt. Im Schuh wird der abstehende Zeh einwärts gedrückt und durch Zug von Muskeln und Sehnen in Richtung 4. Zehe gezogen, was zur Bildung des Schneiderballens führt. Diese schiefstehende kleine Fußzehe ist das spiegelbildliche Gegenstück zum Hallux valgus, bei dem sich der große Zeh verformt hat und in Richtung Körperaußenseite zeigt. Der Schneiderballen kann isoliert auftreten – häufiger jedoch in der Kombination mit einem Hallux valgus oder einem Spreizfuß und ist somit eine der weit verbreiteten Fußdeformitäten.
Kurz gesagt: Von einem Schneiderballen spricht man bei einer schmerzhaften knöchernen Vorwölbung des 5. Mittelfußköpfchens.
Ursache und Entstehung des Schneiderballens
Häufigste Ursache ist – wie schon erwähnt – falsches Schuhwerk, das dem Fuß zu wenig Platz lässt und eine damit einhergehende Druckerhöhung schafft. In den meisten Fällen entwickelt sich diese Fehlstellung aus einem bereits vorhandenen, unbehandelten Spreizfuß. Das Hervortreten des fünften Mittelfußköpfchens über dem Fußaußenrand hat erhöhte Druckbelastungen über dem Kleinzehenballen zur Folge. Daraus resultieren Druckstellen zwischen der vierten und fünften Zehe (Hühneraugen), Schleimbeutelreizungen und -entzündungen (Bursitis) und Verhornungen der Fußhaut.
Das Abweichen der 5. Zehe in Richtung 4. Zehe kann zu schmerzhafter Fehlbelastung im Grundgelenk verbunden mit Ergussneigung und Gelenkschädigung führen.
Ein Schneiderballen kann jedoch auch angeboren (digitus quintus varus oder superductus) sein oder sich durch Entzündungskrankheiten (z. B. Rheuma) oder durch eine Absenkung des Fuß-Quergewölbes entwickeln. Dabei werden die Gelenke geschwächt und die Entstehung des Schneiderballens gefördert.
Wenn es schmerzhaft wird, ist es höchste Zeit zu handeln – die Symptome des Schneiderballens
Im Anfangsstadium ist ein Schneiderballen zumeist mit geringen bis gar keinen Schmerzen verbunden. Beschwerden treten nur beim Tragen von Schuhen auf und manifestieren sich im seitlichen und oberen Bereich des fünften Mittelfußknochens. Sind bereits Rötungen und Schwellungen – insbesondere zwischen dem vierten und fünften Zeh – vorhanden, verursacht der Schneiderballen auch barfuß schon Beschwerden. Auch im Mittelfußbereich kann es zu Problemen in Form von überlastetem Ballen kommen. Vermehrte Hornhautbildung und Schwielen können ebenso Zeichen für diese Fehlstellung sein. Schreitet der Schneiderballen weiter fort, kann es auch zu schmerzhaften Entzündungen kommen.
Diagnose und Behandlungsmöglichkeiten des Schneiderballens
Ausgehend von einer ausführlichen Anamnese und einer klinischen Untersuchung – bei der Fehlstellungen und eventuelle Instabilitäten erkannt und beurteilt werden – erfolgt bei Verdacht auf einen Schneiderballen ein Röntgen des Fußes unter Belastung in zwei Ebenen. Bestätigt sich der Verdacht, stehen (je nach Ausprägung) zwei Behandlungsmethoden zur Wahl.
Im Rahmen der konservativen Therapie wird vor allem eine Therapie zur Abschwächung der Spreizfußdeformität und damit Druckentlastung des Schneiderballens angewendet. Im Focus dieser Therapie stehen in den meisten Fällen maßgefertigte, orthopädische Schuheinlagen, die den Fuß in seinem Quer- und Längsgewölbe unterstützen. Darüber hinaus wird weites Schuhwerk empfohlen, eine Polsterung im Schuh kann ebenso Linderung schaffen und Barfußgehen ist auch ein akkurates Mittel, um dem Schneiderballen entgegenzuwirken. Gezielte Spreizübungen der Zehen und Übungen zur Kräftigung der Längs- und Querwölbung können Beschwerden reduzieren und der Ausbildung der Fehlstellung und Fehlbelastung entgegenwirken.
Ist die Deformität bereits so ausgeprägt, dass die konservative Therapie nicht mehr ausreichend ist, empfiehlt sich eine operative Therapie. Hierbei gibt es unterschiedliche Verfahren, die sich – je nach dem Ausmaß der Fehlstellung – an eventuell vorhandenen Instabilitäten oder möglicherweise bereits symptomatischen Arthrosen orientieren. Generelles Ziel der operativen Therapie ist die Korrektur der knöchernen Fehlstellung und Schmerzfreiheit durch Druckentlastung am äußeren Fußrand unter Erhalt oder Wiederherstellung größtmöglicher Funktionalität. Dazu stehen der modernen Fußchirurgie mehrere unterschiedliche Operationsmethoden zur Verfügung. In Anfangsstadien können kleinere Eingriffe an der Haut, der Gelenkkapsel, den Sehnen und am Knochen ausreichen, in anderen Fällen müssen größere Umstellungen am Knochen durchgeführt werden.
Die operative Therapie kann isoliert bei isolierter Schneiderballenproblematik erfolgen, oft wird sie im Rahmen komplexer Vor- und Rückfußoperationen ergänzend durchgeführt.
Die häufigste Methode ist die sogenannte „Chevron-Osteotomie“ des 5. Mittelfußknochens. Dabei erfolgt eine v-förmige Knochendurchtrennung von der Außenseite. Der Mittelfußkopf wird nach der Knochenabtragung außen, nach innen verschoben und mit einem Draht oder einer Schraube in optimierter Stellung fixiert. Hervorragend lassen sich hier auch moderne resorbierbare Materialien (“Zuckerimplantate” / PLGA – poly(lactic-co-glycolic acid) einsetzen. Der verbleibende Knochenüberstand wird möglichst schonend abgetragen. Bei diesen offenen Verfahren kann nach Abschluss der Wundheilung (10-14 Tage) der Fuß sofort in den Gelenken bewegt werden. Prinzipiell kann der Fuß gleich belastet werden.
Sehr häufig kann alternativ über 2 mm lange Hautschnitte minimal-invasiv operiert werden. Dieses Verfahren ermöglicht Operieren mit weniger sichtbaren Narben, erfordert in der Folge aber meist eine spezielle Tape-Verbandstechnik – ausgeführt durch den Patienten bis zum Abschluss der 6. Woche.
Die Nachbehandlung erfolgt mit einem speziellen flachen steifsohligen Verbands-Schuh. Nach Erreichen sicherer Wundheilung und ausreichender Schmerzfreiheit ist sehr bald Vollbelastung möglich. Jeweils nach 2 und 6 Wochen nach der Operation erfolgt ein Kontrollröntgen. Abhängig von diesem Befund ist das Abrollen ab der 4.-6. Woche nach der Operation möglich. Die gesamte Heilungsdauer liegt bei ca. 6-12 Wochen.
Frau Dr. Fröhlich steht Ihnen – mit ihrem Team des Orthopädie Zentrum Arabellapark – bei Fragen rund um die Fußgesundheit gerne mit Rat und Tat zur Verfügung! Vereinbaren Sie einfach einen persönlichen Termin unter 089- 99 90 97 8-0 oder senden Sie eine Email an info@oza-m.de
Mehr über Frau Dr. Imke Fröhlich und ihre speziellen Leistungen und Behandlungen finden Sie hier.