So beugen Sie beim Skifahren Verletzungen vor – damit das Skivergnügen in der weißen Pracht nicht zum Beinbruch wird
Winterträume werden für Wintersportler erst auf der Piste wahr. Blauer Himmel, weiße Pisten, verschneite Gipfel mit traumhaften Tourenzielen und strahlender Sonnenschein laden zum Skifahren ein. Ob Trainingseinheit im Skaten oder klassischem Langlaufen, Pistensprint nach Feierabend, ausgedehnte Langlauf- oder Skating-Runde, Tour mit Tourenski, Snowboard oder Schneeschuhen – die Freiheit auf den Brettern, die für Skifahrer die Welt bedeuten, ist ein ganz besonderer Freizeitspaß. Und nachdem Sport sehr gesund ist, profitieren Körper und Geist in vielen Bereichen von diesen Aktivitäten.
Ganz ungefährlich ist Wintersport jedoch nicht – auch wenn die Anzahl der Unfälle, die eine ärztliche Behandlung nach sich zogen laut der statistischen Auswertungsstelle für Ski-Unfälle (ASU) durch Helme, Rückenprotektoren, verbesserte Skipisten, Airbags, Lawinenpips etc. in den letzten fast 40 Jahren um über 50% gesunken sind. Mit 44.000 bis 46.000 verletzten deutschen Skifahrerinnen und Skifahrern ist die Anzahl doch noch immer beängstigend hoch. Doch nicht nur Unfälle sind schmerzhaft – durch vorbestehende oder unter der Ausübung des Sportes auftretende Fehlbelastungen und Überbelastungen kann der Pistenspaß schnell getrübt werden.
Worauf Sie im Vorfeld eines rundum gelungenen und unfallfreien Skitages achten sollten, wie Sie sich und Ihr Material ideal vorbereiten und wo die Knackpunkte liegen, erfahren Sie von uns. Eines ist klar: Wer gut vorbereitet, sicher und kontrolliert Ski fährt, hat eindeutig mehr Spaß, kommt heil und gut gelaunt unten an.
Die passende Ausrüstung ist das A und O beim Skifahren und für sicheres Skivergnügen
Wie man auch an den rückläufigen Unfallzahlen erkennen kann, haben Skifahrer ein größeres Risikobewusstsein entwickelt und natürlich tragen die Fortschritte und Entwicklungen in Bezug auf Ausrüstung und Sicherheit dazu bei.
Wer einen Skitag plant, sollte unbedingt die Ausrüstung überprüfen, bevor es losgeht. Ist die Bindung richtig eingestellt und voll funktionsfähig? Sind die Kanten an den Brettern noch in Ordnung und ist die Lauffläche gut gewachst? Passt der Skischuh noch, ist die Schale ohne Risse und funktionieren alle Schnallen einwandfrei? Liegen Helm, Handschuhe, Skibrille, Protektoren, Airbag, Schaufel, Sonde, Lawinenpiepser mit geladenen Batterien, Felle, Steigeisen etc. bereit und befinden sich in einwandfreiem Zustand? Ist die Ausrüstung überprüft – Wetterbericht und Lawinenlagebericht gecheckt – kann es in Richtung Skigebiet gehen – doch gleich aus dem Auto auf die Piste ist keine gute Idee.
Springen Sie nicht ins kalte Wasser – bereiten Sie Ihren Körper zum Skifahren vor
Ein wenig Fitness durch regelmäßigen Sport im Vorfeld ist sehr hilfreich. Und bevor man startet, schadet es nicht, es zu tun wie die Profis: sich entsprechend aufzuwärmen! Ein Profi würde nie ohne Aufwärmen in einen Wettkampf starten – das sollte auch für Sie gelten. Bevor es auf die Piste geht, muss der Körper auf Touren gebracht werden, denn Skifahren – und Sport im Allgemeinen – stellt für den Körper eine besondere Belastung dar, auf die er vorbereitet werden muss. Ein wenig Bewegung und ein paar Aufwärmübungen aktivieren die Muskeln und den Kreislauf, senken das Verletzungsrisiko und beugen Muskelkater am nächsten Tag vor. Durch das Aufwärmen steigen die Körpertemperatur, der Puls und auch die Atemfrequenz. Das sorgt für eine bessere Durchblutung der Muskeln – Sauerstoff, Mineralstoffe und auch Kohlehydrate gelangen schneller in die Muskeln, wo sie für die körperliche Aktivität gebraucht werden. Auch die Gelenke profitieren vom Aufwärmen, weil dadurch die Flüssigkeit in den Gelenken vermehrt wird – Erschütterungen können besser abgefedert werden, eine starke Abnutzung wird dadurch verhindert und das Verletzungsrisiko sinkt. Durch das Aufwärmen stellt sich auch das Gehirn auf die bevorstehende Aufgabe ein – und die Konzentration steigt.
Wichtige Fragen im Vorfeld: Sind Sie mental und körperlich bereit für das Skivergnügen?
Wann sind Sie zum letzten Mal eine Skipiste runtergeflitzt und wie schätzen Sie Ihr Können als Skifahrer ein? Wenn Ihr letzter Skiurlaub schon Jahre zurückliegt oder Sie sich eher zu den Anfängern zählen, suchen Sie sich besser ein Skigebiet mit einfacheren Abfahrten – also blaue oder rote Pisten und wagen Sie sich vorerst nicht an die schwarzen Pisten ran.
Fühlen Sie sich körperlich fit und gut trainiert, um einen Skitag – oder gar eine ganze Urlaubswoche – zu überstehen? Wenn Sie das Jahr über sportlich waren –oder zumindest in den vergangenen Wochen etwas für Ihre Kondition getan haben – dürfte das kein Problem sein. Gerade die Oberschenkel, der Rumpf und der Rücken sollten gut gestärkt sein.
Wie sieht es mit Ihrer Fahrtechnik aus? Kommen Sie kontrolliert und kraftsparend die Piste runter? Wenn nicht, wäre vielleicht ein Skikurs im Vorfeld eine gute Idee.
Und ganz wichtig: Seien Sie ehrlich zu sich selbst und überschätzen Sie Ihr Können nicht, denn Selbstüberschätzung und Überforderung sind häufig die Ursachen für Unfälle und Verletzungen. Also, lassen Sie die Pistenrowdys ziehen, messen Sie sich nicht gleich mit anderen und genießen Sie einfach den Skitag im Rahmen Ihrer körperlichen und technischen Möglichkeiten.
Leider keine Seltenheit: Sportverletzungen beim Skifahren
Experten gehen zwar davon aus, dass sich ein Großteil der Skiunfälle außerhalb der gesicherten Skipisten ereignet, doch auch auf den Pisten wird es immer voller und es kommt zu Unfällen. Natürlich tragen moderne Sicherheitsbindungen – wie es sie vor 20 oder 30 Jahren noch nicht gab – das vermehrte Nutzen / Tragen von Helmen und High-Tech-Ausrüstung dazu bei, dass Unfälle meist einigermaßen glimpflich ausgehen – ganz verhindern lassen sie sich jedoch nicht. Laut einer Erhebung vom Verband Deutscher Seilbahnen, mussten in der Saison 2018 / 2019 ca. 7.800 bis 8.000 Personen nach einem Skiunfall stationär in einem Krankenhaus behandelt werden.
Die häufigsten Ursachen und Verletzungen beim Skifahren
Kurz gesagt: Die häufigste Verletzungsursache ist Selbstüberschätzung – in den meisten Fällen also ein Sturz ohne Fremdbeteiligung. Weniger häufig sind Kollisionen zwischen Skifahrern bzw. Snowboardern. Etliche Skifahrer und Snowboarder verletzen sich bei der Landung nach Sprüngen. Bei Skifahrern führt vielfach die Belastung im Schwung zu Knieverletzungen. Harter, aggressiver Kunstschnee, vereiste oder tauende Pisten, zu hohes Risiko, mangelnde Fitness, nicht ausreichende Technik oder auch das Fahren auf zu anspruchsvollen Pisten sind weitere Gründe für Skiunfälle.
Aus all diesen Gründen resultieren die häufigsten Verletzungen:
Knieverletzungen
Beim Skifahren kommt es zu starken Scher- und Druckkräften, die sich besonders an den Knien auswirken. Durch das Carven entstehen noch größere Druckkräfte. Das hat mit der Konstruktion des Kniegelenkes zu tun, bei der die komplette Verbindung und Stabilisierung im Gelenk durch Bänder und überbrückende Muskeln sowie Faszien erfolgt. Auch ohne Stürze kann es unter anderem zu Schädigungen der Menisken kommen. Vorschädigungen – zum Beispiel an den Kreuzbändern oder Menisken – können die Überbeanspruchung verstärken. Kommt zum Beispiel durch einen Unfall oder Verkanten weitere, unvorhergesehene Krafteinwirkung dazu, kann es leicht zu Verletzungen der Bänder Menisken, Knorpel und Knochen kommen. Knieverletzungen machen ungefähr ein Drittel aller Verletzungen beim Skifahren aus.
Schulterverletzungen
Ähnlich wie beim Knie, ist auch hier nur eine geringe Knochenführung gegeben. Muskeln und Sehnen kommen große Bedeutung bei der Funktion und auch der Stabilisierung des Gelenkes zu. Bei einem unglücklichen Sturz ist die Folge häufig die Ausrenkung / Luxation der Schulter. Auch Brüche des Schlüsselbeines, des Oberarmknochens – und seltener des Schulterblattes – können aus einem Unfall resultieren, ebenso wie Sehnenrisse der sogenannten Rotatorenmanschette. Probleme am Schultergelenk sind zu einem Viertel aller Verletzungen für einen stationären Aufenthalt verantwortlich.
Bein- und Schenkelbrüche
Beinbrüche sind klassische Skiverletzungen, hier kommt es häufig zu Brüchen mit Gelenkbeteiligung. Der Anteil an den Skiverletzungen liegt bei Brüchen von Unter- oder Oberschenkel zwischen 10% und 15%.
Kopfverletzungen
Dazu zählen auch Nasenbluten und Schürfwunden, daher liegt der Anteil von Kopfverletzungen bei hohen 10% aller Opfer nach Skiunfällen. Eine schwere Kopfverletzung – wie ein Schädelbruch – kommt jedoch nur sehr selten vor, dank dem vermehrten Tragen von Skihelmen.
Knöchel-, Sprunggelenk- und Fußverletzungen
Die speziellen Schuhe für den Skisport wurden in den vergangenen Jahren massiv weiterentwickelt. Es kommen unterschiedliche Schuhe beim Alpinskilaufen, Tourengehen, Snowboarden, klassischen Langlaufen oder Skaten zum Einsatz. Jede Technik und jede dieser Sportarten hat eigene Verletzungsmuster. Trotz des guten Schutzes des Skischuhs, kommt es bei ca. 4% der Patienten zu schwerwiegenden Verletzungen des Knöchels. Oft sind es Splitterbrüche, die operiert werden müssen. Mitunter schwieriger zu erkennen sind Brüche der Fußwurzelknochen, wie des Sprungbeines (Talus) oder des Fersenbeines (Calcaneus) sowie Verrenkungsbrüche am Übergang der Fußwurzel zum Mittelfuß. Zu den Skiverletzungen gehört auch die Distorsion des Sprunggelenks, landläufig Verstauchung, Verdrehung oder Verrenkung genannt. Durch die Überdehnung, zum Beispiel bei einem Sturz, kann es zu Teileinrissen – bis hin zum kompletten Riss von Bändern an Innen- und Außenknöchel (Innenband/Außenband) – aber auch im Bereich der Fußwurzel kommen. Gleichzeitig treten oft Einblutungen in das Gelenk durch Einrisse in der Gelenkkapsel auf. Verletzungen der benachbarten Knochen und Knorpelstrukturen werden oft erst später erkannt. Auch Verletzungen der Bandverbindung zwischen Schien- und Wadenbein (Syndesmosenverletzung) sind häufig. Ist das Syndesmosenband vollständig gerissen, kommt es zu einer schädlichen Instabilität im oberen Sprunggelenk.
Hand- und Handgelenksverletzungen
Auch das Handgelenk ist in 4% der Fälle verletzt. Häufige Ursache: Sturz auf Eisplatten mit dem Versuch, sich noch abzufangen. Ähnlich wie beim Fuß, sind hier viele Knochen kompliziert über Bänder, Faszien und Kapseln verbunden. Viele Muskeln, die nicht in der Hand selbst liegen, sorgen für fein abgestimmte Bewegungen. Brüche von Elle und Speiche, aber auch von Handwurzelknochen (häufig Kahnbein / Scaphoid), sind keine Seltenheit. Auch der Daumen ist exponiert. „Skidaumen“ bezeichnet eine Verletzung, die oft in eine Instabilität im Daumengrundgelenk führt, sofern sie nicht erkannt und entsprechend behandelt wird.
Rumpfverletzungen
Rumpfprellungen, Schlüsselbein- und Rippenbrüche kommen bei Snowboardern wesentlich häufiger vor als bei Skifahrern.
Wirbelverletzungen
Stauchungsstürze, wie beim Sturz auf das Gesäß auf einer Eisplatte, können zu Kompressionsbrüchen der Wirbelkörper von Brust- und Lendenwirbelsäule führen. Ein Sturz auf den Kopf und den Schultergürtel kann Kompressionsbrüche der Halswirbelsäule nach sich ziehen. Je nachdem, welche Strukturen verletzt sind, kann auch eine instabile Situation resultieren, die das Rückenmark gefährdet (drohende Querschnittslähmung). Hier sorgen Wirbelsäulenprotektoren oft für eine Verminderung der Verletzungsfolgen. Sturzbedingte Bandscheibenvorfälle sind eher die Ausnahme. Oft kommt es zu Zerrungen von Muskeln und Faszien durch Stürze.
Damit nichts passiert – noch ein paar allgemeine Tipps zum Skifahren und für sicheren Wintersport
- In den meisten Ländern besteht für Erwachsene keine Helmpflicht – tragen Sie ihn trotzdem.
- Vergessen Sie nicht das Aufwärmen.
- Gehen Sie es auf der Piste vor allem zu Beginn langsam an.
- Bei Unsicherheiten absolvieren Sie besser einen kurzen Skikurs.
- Überschätzen Sie Ihre Fähigkeiten nicht.
- Gehen Sie nur ausgeschlafen, körperlich fit und aufmerksam auf die Piste – und trinken Sie während des Skitags keinen Alkohol.
- Legen Sie regelmäßige Pausen ein, trinken Sie ausreichend und nehmen Sie keine deftigen Mahlzeiten zu sich.
- Beachten Sie die FIS Verhaltungsregeln für Skifahrer und Snowboarder (https://www.stiftung.ski/sis-akademie/verhaltensregeln/piste/).
- Protektoren schützen, aber nicht vor Selbstüberschätzung.
Das OZA – Ihr kompetenter Ansprechpartner für Sportverletzungen
Als Spezialisten für Sportverletzungen sind wir tagtäglich mit Verletzungen dieser Art beschäftigt. Wenn Sie unsere Tipps für sicheren Wintersport beachten, kommen Sie hoffentlich verletzungsfrei durch den Winter. Sollte doch etwas passieren, wenden Sie sich an uns – wir stehen Ihnen mit unserer Erfahrung, modernsten Untersuchungsmethoden und modernsten Therapien zur Seite, um Ihnen zu helfen, gesund zu bleiben oder zu werden.
Das Team des OZA und Frau Dr. Fröhlich stehen Ihnen bei Fragen rund um Sportverletzungen gerne mit Rat und Tat zur Verfügung. Vereinbaren Sie einfach einen persönlichen Termin unter 089- 99 90 97 8-0 oder senden Sie eine E-Mail an info@oza-m.de.
Mehr über das OZA, Frau Dr. Imke Fröhlich, die speziellen Leistungen und Behandlungen finden Sie unter www.oza-m.de.
Kontakt:
Dr. med. Imke Fröhlich
Fachärztin für Chirurgie, Orthopädie und Unfallchirurgie, spezielle Unfallchirurgie
Zertifikat der Gesellschaft für Fuß- und Sprunggelenkschirurgie
Zentrum Fuß & Sprunggelenk München
Orthopädie Zentrum Arabellapark (OZA)
Englschalkinger Straße 12
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