Die erste komplette Woche im Ausnahmezustand liegt hinter uns.

Auszug aus der Behandlungswoche von Dr. med. Imke Fröhlich (Zentrum Fuß & Sprunggelenk München) und Prof. Dr. med. Oliver Linhardt (Zentrum für Wirbelsäule, Rücken & Bandscheibe)

 

Skifahrer:

Am Montag fehlten die Skifahrer als Neupatienten mit klassischen Skiverletzungen.

 

24.03.2020: 2 Fußpatienten:

2 Patienten mit Beschwerdebildern aus dem Bereich Fuß und Sprunggelenk:

Überlastungsfolgen nach verstärktem Indoor-Workout:

In einem Fall nach Barfußworkout zu Hause. Am Folgetag bei Bagatellbelastung plötzlich aufgetretene schmerzhafte Blockierung im Bereich der Fußwurzel (Talonavicular) und Reizung der einen Steigbügelsehne (Tibialis posterior) ansatznah bei zuvor nicht symptomatischem zusätzlich vorhandenem Extraknöchelchen (Os tibiale externum).

Wirkte klinisch zunächst wie ein unerklärlich aufgetretener Sehnenriss, knöcherne und Weichteilverletzungen konnten und mussten ausgeschlossen werden. Adäquate Behandlung konnte eingeleitet werden.

Bemerkung: Derartige Zustände können bei Nichterkennen dazu führen, dass sich z.B. zunehmend ein dekompensierender Plattfuß entwickelt.

 

25.03.2020: Weitere 2 Fußpatienten

2 Fußpatienten mit plötzlich einsetzendem Schmerz in der Fußsohle. Schmerzen traten jeweils beim Aufstehen von der Couch nach „Extremcouching“ auf. Es wurde auch jeweils ein Reißen wie bei einer Art Sehnenriss von den Patienten beschrieben. Vom Schmerzbild zeigte sich das nahezu wie bei Fersenspornbeschwerden/Plantarfasziitis. Im Tastbefund deutlich druckschmerzhafte Region unter der innenseitigen Längswölbung des Fußes entsprechend dem Verlauf des langen Großzehenbeugers.

Im Ultraschall konnten orientierend Unterschenkelvenenthrombose ausgeschlossen werden. Im schmerzhaften Areal der Fußsohle sonographisch vermehrt Flüssigkeitseinlagerung (Ödem).

Das MRT in dem einen Fall zeigte Blutgerinnsel in kleinen Venen um den langen Großzehenbeuger (Thrombophlebitis der Fußsohle).

 

Die gesamte KW 13 über:

Unsere Empfehlung und Bitte – mit einigen Tipps zur Bewegung – zu diversen Rückfragen von Patienten

Bleiben Sie, wenn es irgendwie möglich ist, zu Hause.

Ändern Sie Gewohnheiten nicht abrupt. Tragen Sie auch mal zu Hause Schuhe, wenn Sie es nicht gewohnt sind, den ganzen Tag barfuß zu gehen.

Bewegen Sie sich zu Hause regelmäßig, besonders in den Tageszeiten, wo Sie sonst nicht beispielsweise auf der Coach oder im Bett liegen würden.

Führen Sie bei längerem Liegen oder Sitzen regelmäßig einige Bewegungen aller Extremitäten durch. Fuß- und Handkreisen, Zehen und Finger im Wechsel – Einkrallen und Strecken sollte auch ohne größere „Kollateralschäden“ durch herunterfliegende Gegenstände in der Umgebung möglich sein.

Tragen sie ggf. auch zu Hause leicht komprimierende Socken oder Strümpfe. Achten Sie auch auf die Schuhwahl zu Hause. Auch hier kann das Tragen der Schuhe mit orthopädischen Einlagen von Zeit zu Zeit sinnvoll sein.

 

Probleme und eine Vielzahl von Rückfragen im Zusammenhang mit dem Heimarbeitsplatz (Homeoffice): noch nicht optimale Arbeitsposition: Stuhlhöhe, Arbeitsplatzhöhe, Höhe Tastatur, Computermaus, Bildschirm, Sehhilfe (Gleitsichtbrille)

 

Die wichtigsten Informationen zur richtigen Einstellung beim Homeoffice: Tipps Arbeiten am PC im Homeoffice

 

25.-27.03.2020: Patienten mit unterschiedlichen orthopädischen Problemen

Auszüge

– Vermehrt Problematiken von Schulter-Nackenbeschwerden

– Blockierung der Wirbelrippengelenke mit teilweise Taubheitsgefühl der gesamten Hand

– Auftreten von Muskel- und Faszienschmerzen verbunden auch mit Gefühlsstörungen im Vorderarm wie bei Tennis- oder Golferarm

– Beginnende Nervenkompressionsproblematiken wie bei Carpaltunnelsyndrom

 

Wichtig: Wir mussten bei einigen Patienten sicher ausschließen, dass z.B. kein Bandscheibenvorfall vorliegt. Behandlung zur Linderung der Beschwerden musste eingeleitet werden.

Leider mussten wir die Erwartung enttäuschen, jede Arbeitsplatzsituation optimieren zu können.

 

Unsere Empfehlung und Bitte – mit einigen Vorschlägen – zu diversen Rückfragen von Patienten:

Wenn Sie im Büro einen Arbeitsplatz haben, an dem Sie ohne wesentliche Beschwerden und ohne über die Maßen zu ermüden arbeiten können, versuchen Sie eine annähernd entsprechende Situation zu Hause herbeizuführen.

Weitere Anregungen und Informationen finden Sie unter dem Stichwort „Arbeitsplatz Ergonomie“.

 

Vorsicht: Notebook am Esstisch

Eines der häufigsten Probleme ist der Gebrauch des Notebooks am Esstisch. Meist ist dann die Arbeitsebene zu hoch, die Schultern müssen permanent hochgezogen werden und die Unterarme müssen ständig über die Horizontale angehoben werden.

 

26.-27.03.2020: Mehrere Patienten mit starken Schmerzen, auch bei Arthrosen, besonders im Daumensattelgelenk

Das ist leider ein Leiden, was jetzt wieder häufiger auftritt. Leider sind meist die Frauen davon betroffen. Grund u.a.: es sind jetzt mehr Personen ständig im Haushalt und es muss mehr geputzt werden.

 

Empfehlung:

Überprüfen Sie Ihre bisherigen Einstellungen und Gewohnheiten in Bezug auf die Aufgabenverteilung im Haushalt, und zwar für alle Familienmitglieder.

Wenn jeder beispielsweise für die eigenen Belange Verantwortung übernimmt, selbst aufräumt und die eigenen Bereiche auch selbst erledigt und verantwortet, ist damit allen Familienmitgliedern geholfen.

 

Therapieoptionen:

Schonung, hochlagern, kühlen

Entzündungshemmende Schmerzmittel wie Ibuprofen, Diclophenac o.ä., falls keine Kontraindikation vorliegt.

Auch spezielle Verbandstechniken können helfen: Salbenverbände oder auch mal Quarkverband.

Stabilisierende Schienen unterstützen Abklingen der Beschwerden und Stabilisierung des Gelenkes.

 

Wichtig: Knöcherne Verletzungen sollten orthopädisch ausgeschlossen werden.

 

Mögliche weitere Therapieoptionen bei anhaltenden Beschwerden und Verschlechterung:

Injektionsbehandlung in das Gelenk, ausnahmsweise auch mal schmerzlindernd in Kombination mit Cortison (sollte nicht zu oft erfolgen, da sonst die Gewebe weiter geschwächt werden).

Mit sehr gutem Ergebnis und der gebotenen Vorsicht können Hyaluronsäure oder auch aktivierte Thrombozytenfaktoren eingesetzt werden.