In kaum einem Bereich der orthopädischen Fußchirurgie hat es durch neue diagnostische Erkenntnisse und verfeinerte therapeutische Ansätze in den vergangenen Jahren mehr Fortschritte gegeben, als bei den schweren Deformitäten und Erkrankungen des kindlichen Fußes. So haben sich bisher etablierte Sichtweisen und Therapiekonzepte z.T. völlig verändert, wie es auf vergangenen Jahrestagungen der D.A.F. bereits eindrucksvoll zum Ausdruck kam:

  • Die Primärbehandlung der häufigsten schweren Fußdeformität, des angeborenen Klumpfußes ist heute nicht mehr schwerpunktmäßig operativ. Durch Anwendung des modernen Ponseti-Konzeptes können die allermeisten dieser Kinder durch konservative und nur sehr gezielt eingesetzte chirurgische Maßnahmen sehr erfolgreich und mit funktionell besseren Ergebnissen behandelt werden. Die Wirksamkeit dieses Konzeptes konnte u.a. auch durch sonographische Verlaufskontrollen (Hamel, Fuß & Sprunggelenk  2005) bestätigt werden.
  • Bei den schwersten Formen des Knicksenkfußes wird heute im Schulalter eine minimalinvasive, nicht versteifende Stabilisierung (Arthrorise) mit Metall-Implantaten vermehrt eingesetzt.  Diese führt bei geringem operativem Aufwand und schneller Rehabilitation des Kindes zu einer wachstumsgelenkten Aufrichtung des Fußes, wie sie mit konservativen Verfahren (aufrichtende oder „propriozeptiv wirksame“ Einlagen) nicht zu beobachten ist. Durch standardisierte Röntgen-Diagnostik (TMT-Index nach Hamel, Fuß & Sprunggelenk 2006) kann die Fehlstellung heute besser quantifiziert, die Indikation zum operativen Vorgehen begründet gestellt und die Wirksamkeit des Eingriffes objektiv belegt werden.
  • Verwachsungen einzelner Knochen im Fußwurzelbereich (Coalitiones) rufen Schmerzen und Fehlstellungen hervor und sind häufiger, als früher angenommen. Durch die Anwendung moderner dreidimensionaler bildgebender Verfahren und differenzierte operative Behandlung sowohl der Verwachsung als auch der Fehlstellung in spezialisierten Zentren können bei rechtzeitigem Eingreifen im Kindesalter in vielen Fällen spätere versteifende Maßnahmen vermieden werden. Diesem bisher weniger beachteten Thema ist ein eigener Beitrag des diesjährigen Kongresses in Bielefeld gewidmet.

Die intensive Beschäftigung mit der Entwicklung des Fußes in den verschiedenen Lebensaltern, wie sie innerhalb der D.A.F. seit Jahren betrieben und gefördert wird, hat neue Erkenntnisse für die Behandlung schwerer kindlicher Fußdeformitäten hervorgebracht und sich für die betroffenen Kinder als ausgesprochen fruchtbar erwiesen.